Geschichtlicher Hintergrund - Zinngießen

Zinn rostet nicht, es setzt keinen Grünspan an wie Kupfer, wird nicht schwarz wie Silber und zerbricht nicht so leicht wie Tonware. Daher wurde es schon seit dem Mittelalter oft für Haushaltsgefäße verwendet. Ebenso wertvoll ist auch seine Geschmeidigkeit, durch die man es zu dünnen Blättern (Stanniolpapier) auswalzen kann. Jede nur erdenkliche Oberflächenbearbeitung ist ohne große Mühe möglich. Auch der relativ niedrige Schmelzpunkt (ca. 230°C) vereinfacht die Bearbeitung.

Zinn- eines der ältesten bekannten Metalle überhaupt - wurde zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen genutzt aber auch zu Spielzeug und Dekorationsmaterial verarbeitet. Schon im Mittelalter stellten Zinngießer Hausrat, Teller und Zunftbecher her. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren Zinngegenstände das bevorzugte bürgerliche Geschirr. Alte Zinngefäße wurden eingeschmolzen und wiederverwendet. Daher sind die ältesten österreichischen Zinngefäße relativ „jung“: eine mit 1512 datierte Kanne aus Linz und eine Schüssel mit geätztem Dekor aus Innsbruck von 1549. In Zwettl wird erstmals 1441 ein Zinngießer genannt. Besonders im 16. und frühen 17. Jahrhundert arbeiteten mehrere Meister dieses Faches in Zwettl.

Ursprünglich kam das Rohzinn aus Indien nach Europa, später wurden Vorkommen im Südwesten Englands und im Erzgebirge abgebaut und in Marseille, Brügge und Köln vertrieben. Ende des 18. Jahrhunderts gingen die europäischen Zinnvorkommen zurück. Heute kommt der Großteil des Rohzinns aus Malaysia.

Legierungen mit 90-100% Zinn werden „Feinzinn“ genannt und sind am sogenannten „Zinngeschrei“ zu erkennen. Zugaben von Blei machen das Zinn dichter, schwerer und vor allem billiger. Dies schmälert jedoch auch die Qualität und kann die Gesundheit gefährden. Für Gebrauchsgegenstände, die mit Nahrungsmitteln in Berührung kommen, muss stets Feinzinn verwendet werden.